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In der 2000-jährigen Geschichte christlicher Kirchen nimmt die Ev. Kirchengemeinde Hömberg-Zimmerschied mit ihrer gerade einmal 60 Jahre alten Kirche nur einen sehr bescheidenen Platz ein. Bis zum Bau der Kirche im Jahre 1957 pfarrte Hömberg über Jahrhunderte nach Nassau und Zimmerschied nach Dausenau.

Beide Gemeinden wurden zusammen mit ihren Muttergemeinden (Nassau mit Hömberg am 15.10.1538 und Dausenau mit Zimmerschied am 17.10.1538) reformiert. Eine Entwicklung, die der Augustinermönch Dr. Martin Luther am 31.10.1517 in Wittenberg mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen einleitete.

Zimmerschied -als Teil des Kirchspiels Dausenau- blieb eine lutherische Gemeinde bis zur Vereinigung der beiden evangelischen Konfessionen im Jahre 1817 in die „Evangelisch-christliche Kirche in Nassau", bis heute „Unierte Kirche" genannt.

Im Kirchspiel Nassau (zu dem auch Hömberg gehörte) ergab sich die besondere Lage, als sich die Grafen von Nassau-Dillenburg (ottonische Linie) mehr und mehr der reformatorischen Lehre von Johannes Calvin, dem reformierten Bekenntnis zu wandten, während die Grafen von Nassau-Idstein und Nassau-Weilburg (walramische Linie) beim lutherischen Bekenntnis blieben. Das Patronatsrecht der Kirche (Vorschlagsrecht für die Berufung der Pfarrer) im dreiherrischen Nassau oblag seit der „Ersten Nassauischen Landesteilung – prima diviso" vom 16.12.1255 der ottonischen Linie und damit den Grafen von Dillenburg. Schwierigkeiten waren hier vorgezeichnet. Diese führten im Jahre 1606 zu einer Übereinkunft der drei Landesherren, im Kirchspiel Nassau sowohl einen lutherischen als auch einen reformierten (calvinistischen) Pfarrer einzusetzen.

Eine Einwohnerliste des dreiherrischen Amtes Nassau vom Jahr 1655 weist für Hömberg 14 Familien mit 86 Personen aus, wovon 12 Familien dem ev. lutherischen und 2 Familien dem katholischen Bekenntnis angehörten. Damit ist nachgewiesen, dass die evangelischen Hömberger bis zur Union der „Ev.-Christlichen Kirche in Nassau" ihre Gottesdienste in Nassau mit den Lutheranern feierten..

Schon früh wollten die Hömberger ihren Alten und Kindern nicht mehr zumuten, den beschwerlichen Kirchweg nach Nassau zu gehen. Jedenfalls belegen verschiedene Handschriften aus den Jahren 1737/1738 den Wunsch nach einer eigenen Kirche.

Übertragung von Kurt Bruchhäuser, Dausenau:

„An Ambtmann Kohlermann zu Nassau

Ist Euch allerseits vorhin bekannt, was bey neulicher Vorstellung des Inspectoris Steins von dem Schultheiß zu Hömberg wegen Erbauung einer besonderen Kirche, und des darinen durch einen zeitlichen Caplan zu Nassau gegen eine jährliche Vergeltung zu verrichtenden Gottes Dienstes, an- und vorgebracht worden.

Ihr habt demnach communicative mit dem Mitherrschaftl. Beambten, Eueren Gutachtlichen Bericht anhero zu erstatten: Ob und wie die Gemeinde Hömberg sothanes vornehmen, auszuführen und ins Werk zu richten im Standt seyn? Oder aber ob ein Anstand darbey vorwalte? Weniger nicht, was auf dem Fall darunter zu willfahren seyhn möchte, derselben zum Behufe ihres suchenden Endzwecks, vor eine Beförderung erwiesen werden könne? Unterdessen verbleiben Wir Usingen, den 5ten Decembr: 1737" (ohne Unterschrift)

Da man in Idstein dem Hömberger Wunsch ablehnend gegenüber stand, verblieb es noch lange bei der alten Ordnung und so kam es, dass sich 1754 Nassauer Beamten auch über Hömberger Burschen beschweren mussten:

In der Kirche trugen sich des öfteren mannigfache Ungehörigkeiten zu „unordentlich und ärgerlich getrieb", dass „die jungen Burschen dahier zu Nassau, Scheuern und Hömberg sich erfrechen, den ersteren und fordersten Stand der Kirchen-Bühne vor anderen ehrbaren Männern und verheurateten Personen einzunehmen und darauf zum offteren sich so häufig einfinden, dass keiner vor dem andern stehen kann, wodurch dan stossen, drücken, gelächter und allerhand sündliche , denen übrigen zu hören höchst ärgerliche unordnungen entstehen und angerichtet werden, wie es dan auch schier gleiche bewandnus auf der Orgel hat." (Th. Hermanns „Die Geschichte des Nassauer Landes bis zur Union")

Am 11.10.1850 folgten der Hömberger Lehrer Georg Phlipp Reichard und der Nassauer Pfarrer Theodor Buchardi dem Aufruf Johann Hinrich Wichern zur Inneren Mission und nahmen im Hömberger Schulgebäude 5 schwer erziehbare Jungen auf.

Dieser Tag gilt als der offizielle Gründungstag der Stiftung Scheuern.

Erst nach dem 2. Weltkrieg griff der Nassauer Pfarrer Monnard den Hömberger Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus wieder auf und legte in schwerer Nachkriegszeit einen Kirchenbaufonds an. Die angesparten Gelder gingen aber durch die Währungsreform verloren. Danach besuchten die Hömberger nicht mehr die Sonntagsgottesdienste in Nassau, und die Pfarrer mussten oben in der Schule Gottesdienste halten. Ein Zustand der vollkommen ungenügend war. Die älteren Gottesdienstbesucher konnten in den engen Schul-Klappbänken nicht sitzen und blieben dem Gottesdienst fern. Eine Lösung musste herbei. Die Ev. Kirchengemeinde Nassau kaufte von Christian Weirich das in der oberen Ortsstraße gelegene Grundstück zum Preis von 800,- DM. Die Zivilgemeinde Hömberg stellte 5000,- DM zur Verfügung, die sie für den Bau einer Leichenhalle vorgesehen hatte. Darüber hinaus hatten die Zivilgemeinden Hömberg und Zimmerschied Holz im Wert von 6589,21 DM versprochen und später auch geliefert.

Der Anfang war gemacht. Ohne die schriftliche Genehmigung der Kirchenleitung abzuwarten, ging es los. Aus Nassauer Kirchenbüchern ist zu lesen:

Wie alljährlich, so sind auch in diesem Jahr 1957 die Männer Hömbergs, die fast alle Handwerker sind, im Januar erwerbslos. Man hat Zeit und hört, dass der Kapellenbau in Darmstadt gewünscht und unterstützt werden wird. Es ist trotz Winter das schönste Bauwetter. Da beschließt man in Hömberg, auch ohne dem hiesigen Kirchenvorstand (Nassau) offiziell Mitteilung davon zu machen, selbst anzufangen und alle Arbeiten, die man selbst ausführen kann, ohne Verzug und ohne Bezahlung zu leisten.

Einem jüngeren Mann Fritz Linscheid gelingt es, das ganze Dorf (einschließlich der Katholiken) in eine Art Begeisterung zu reden, und so werden alle Erdarbeiten, alle Maurerarbeiten, alle Transporte, auch die Lieferung von Material, besonders von Bauholz, von den Gemeindegliedern selbst in Gang gebracht. Als am 6.2.1957 Herr Propst Dr. zur Nieden hier in der Kirchenvorstandssitzung die Pläne der Kirchenleitung hinsichtlich unserer 2. Pfarrstelle bespricht, berichten die Kirchenvorsteher aus Hömberg (so ganz nebenbei), daß der Kapellenbau schon mehr als einen Meter Höhe gediehen und der Fortgang vorläufig gesichert sei.

Am 27.4.1957 wurde das Richtfest gefeiert. Ein stattlicher Bau war entstanden; fünfzehn Meter lang, sieben Meter breit und sieben Meter hoch.

Direkt anschließend beginnen die Innenarbeiten: Wieder sind sachkundige und viele hilfsbereite Hände zur Stelle. Gleichzeitig wird das Gelände um die Kirche herum eingeebnet und bepflanzt.

Schon am Pfingstsonntag, dem 9.6.1957 (nur fünf Monate nach der Grundsteinlegung), konnte zum Einweihungs-Gottesdienst geladen werden. Propst Dr. zur Nieden nahm von Fritz Linscheid den Kirchenschlüssel entgegen und übergab in seiner anschließenden Festpredigt über Römer 8, 14 „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder" den Hömberger und Zimmerschieder Christen ihre neue Kirche. Aus seinen Worten klang die Freude über den gelungenen Bau der Kirche, aber auch die Mahnung, das neue Gotteshaus als eine Stätte der Besinnung auf Gottes Wort besonders zu würdigen. Noch im Jahre 1957 wurde Hömberg der Kirchengemeinde Dausenau zugeordnet und bildete etwa drei Jahre lang zusammen mit Dausenau, Hömberg und Zimmerschied eine Kirchengemeinde.

Zum 1. August 1960 verfügte die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau die Errichtung der Ev.--Unierten Kirchengemeinde Hömberg-Zimmerschied.

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